Wie ich mit der Inneren Selbstführung meinem Stress begegne (Teil 2/2)

Eine gute Möglichkeit sich in der Inneren Selbstführung im Alltag weiterzuentwickeln ist die Arbeit mit Persönlichkeitsanteilen nach dem Inner Family System, IFS, das ich bereits angesprochen habe.

Selbstnaher Zustand

Wesentlich dafür ist die Perspektive aus einem nicht-identifizierten Zustand, der immer wohlwollend, akzeptierend und mitfühlend ist – bei jedem Menschen! Dieser Zustand wird als „selbstnaher Zustand“ bezeichnet, bzw. SELBST oder auch das „Höhere Selbst“. Jeder Mensch kennt diesen nicht-identifizierten Zustand. Hier können wir auf unser komplettes Spektrum an Ressourcen zugreifen, wir denken und handeln klar und können unser Potenzial leben. In diesem Zustand kommen wir auf die besten Ideen und haben meistens auch die schönsten Begegnungen und Gespräche. Wir treffen gute Entscheidungen, die unser Leben nachhaltig und gesund beeinflussen.

Wir können lernen diesen Zustand zu „kultivieren“ und ihn immer öfter in unserem Alltag zu erleben. Wichtig dabei ist es uns zu „ertappen“, wenn wir dabei sind uns Stress zu produzieren und innerlich getrieben werden, statt selbst auf dem Fahrersitz zu sein.

Unsere Persönlichkeitsanteile

Bei der Arbeit mit dem Inner Family System identifizieren wir bestimmte problematische Muster und die Persönlichkeitsanteile, die uns dabei in unserer Innenwelt „antreiben“. Persönlichkeitsanteile haben wir alle. Wir können sie an ihren speziellen Denk- und Handlungsmustern und an bestimmten körperlichen Empfindungen und Emotionen erkennen. Unsere Anteile haben ganz bestimmte Überzeugungen, zu denen sie irgendwann gekommen sind.

Unsere inneren Beschützer identifizieren

So kritisiert uns der innere „Kritiker“ unaufhörlich, nichts scheint ihm recht zu sein. Beim „Perfektionisten“ dürfen wir keine Fehler machen und alles muss top aussehen. Eine „Oberlehrerin“ in uns treibt uns an, alles groß und breit erläutern zu müssen. Ein anderer Anteil in uns hat es ständig eilig und nie genug Zeit. Ein weiterer Anteil ist davon überzeugt, dass wir kein Geld ausgeben sollten und immerzu sparen sollten. Die Liste ist eigentlich unendlich. Allen Anteilen dieser Art ist gemeinsam, dass sie uns vor Katastrophen beschützen möchten, die ihrer Meinung nach passieren würden, wenn sie ihre Rolle nicht in dieser Art ausfüllen würden.

Die Arbeit mit unseren Beschützern

Wir können lernen in unserer Innenwelt Kontakt mit unseren Persönlichkeitsanteilen aufzunehmen. Bisher haben uns unsere Anteile oft Probleme bereitet und sie nerven uns. So wird unser innerer Kritiker zum Beispiel oft zum Spielverderber und bereitet uns schlechte Laune. Wir lehnen die Anteile und die mit ihnen verbundenen Muster, die wir im Alltag von uns selbst so gut kennen, grundlegend und genervt ab. Viel verändert sich für uns bereits jedoch, wenn wir beginnen uns für unsere Anteile zu interessieren. Wir können nach innen gehen und unsere Anteile befragen, warum sie das tun, was sie tun. Dabei kommen oft Antworten, die wir anders nie gefunden hätten und uns zuerst verblüffen. Ihre Geschichten gehen oft in unsere Kindheit. Dort haben die Anteile gelernt, dass sie auf eine bestimmte Weise reagieren sollten, um bspw. keinen Ärger zu bekommen.

Persönlichkeitsanteile können sich verändern

Die Verhaltensmuster, die wir aufzeigen, wenn uns ein bestimmter Persönlichkeitsanteil im Griff hat, haben wir uns in früheren Zeiten angeeignet. Sie sind für unser erwachsenes Ich in unserer jetzigen Umgebung oft nicht mehr angemessen. Durch einen echten Dialog in unserem Innern mit einem „problematischen“ Persönlichkeitsanteil aus einer nicht-identifizierten wohlwollenden und mitfühlenden Haltung können wir Verständnis entwickeln und das Verhalten des Anteils – und damit auch unser Verhalten im Außen – verändern. Der Persönlichkeitsanteil lernt, dass wir nicht mehr ein zu beschützendes Kind sondern erwachsen sind und auf uns gut aufpassen können. Dadurch verändert er sich. Er fügt sich besser in unserem inneren System ein und bereitet uns keine Probleme mehr.

Tolle Perspektiven für die Persönlichkeitsentwicklung

Ich arbeite nun schon seit einigen Jahren mit dem Inner Family System. Haben wir gelernt, wie es funktioniert, dann können wir uns mitten im Alltag auch selbst coachen. Das tue ich eigentlich täglich. Meinen Klienten bringe ich das System näher, so dass sie auch selbst im Alltag Kontakt mit Persönlichkeitsanteilen aufnehmen und Situationen im Alltag anders und stressfreier bewerkstelligen.

Konkrete Beispiele möchte ich nun auch nach und nach in diesem Blog vorstellen. Das Inner Family System ist sehr umfassend. Es gibt auch noch beschützte Persönlichkeitsnteile und sogenannte Feuerbekämpfer für die ganzen impulsiven Reaktionen. Auch hierauf werde ich im Laufe der Zeit im Blog eingehen.