Die Arbeit mit der Innenwelt war für mich bis vor ein paar Jahren eine rein persönliche Sache. Mir war zunehmend klar, dass ich mich selbst und andere Menschen sehr intensiv und sensibel wahrnehmen kann. Doch dass diese Fähigkeit einmal für mein professionelles Leben so tragend sein wird – das ist für mich ein wahr gewordener Traum.
Eine bestimmte Situation war hier der Startschuss. Im ersten Modul meiner letzten Coaching-Weiterbildung starteten wir gerade mit der Arbeit mit dem Inner Family System, IFS, nach Richard Kurtz. Ich war noch unsicher und hatte auch noch tendenziell sehr die analytische Brille der Unternehmensberaterin auf. Ich war bei einer Übung in der Rolle des Coaches und coachte einen gestandenen Manager, Andreas (Name geändert), weswegen ich innerlich vielleicht umso mehr meine Beraterin an die Front schickte. Ich spürte gleichzeitig auch einen unsicheren Anteil und auch etwas respektvolles gegenüber der Arbeit mit der Innenwelt meines Gegenübers.
Unser Trainer übernahm meine Rolle als Coach, als er merkte, dass ich etwas überfordert war. Er führte den Coachee Andreas gekonnt und zielgerichtet durch einen Prozess, bei dem sich erstmals im Leben des Coachees ein sehr sensibler Persönlichkeitsanteil zeigte.
Ich staunte innerlich über diese Entdeckung und wie wir dahin gefunden haben. Ich war so beeindruckt von dem Prozess, wie geschickt und mit welcher zumindest scheinbaren Leichtigkeit und Selbstverständlichkeit Thomas die Fragen stellte und was sie mit Andreas machten.
Dann fand diese für mich so entscheidende Situation statt. Thomas übergab mir während des Prozesses die Rolle des Coaches zurück. Im ersten Moment war ich blank. Ich wusste nicht, was ich nun sagen könnte und kramte leicht verzweifelt innerlich in meinem Coaching-Werkzeugkoffer herum. Thomas gab mir noch einen kleinen Link. Er fragte mich „Wie fühlst Du Dich gegenüber Andreas und seinem gerade frisch entdeckten „Sensibelchen“?“
Ich schaute Andreas in die Augen und mich durchfuhr ein solche Klarheit, ein großes Mitgefühl und Liebe für Andreas und seinen kleinen neu entdeckten Persönlichkeitsanteil. Unsere Blicke trafen sich und wir spürten eine tiefe Dankbarkeit für diesen Moment. Für uns beide war er tief transformierend. Wir konnten gar nicht wirklich in Worte fassen, was gerade passierte. Wir wussten nur, DASS etwas wichtiges passierte und ließen es unter unserem Wohlwollen und Liebe geschehen.
Ich erlebte zum ersten Mal, wie ich in einem professionellen Kontext ganz bewusst in einem Zustand war, der frei von Denkmustern, Glaubenssätzen und Antreibern war und über die Ratio hinaus ging, ohne diese ausschalten zu müssen. Es war keine Gefühlsduselei. Der Verstand arbeitete weiter, jedoch griff ihm etwas Neues unter die Arme und unterstützte uns auf eine neue Ebene zu kommen. In diesem Zustand bin ich nicht identifiziert mit bestimmten Überzeugungen und Ansichten. Ohne Verzerrung kann das geschehen, was geschehen will. Jetzt konnte etwas Neues in die Welt kommen.
Dieser Moment beeinflusste wesentlich, wie ich ab dann weiter coachen würde. Er zeigte mir auch, dass die Offenheit für das, „was im Raum steht“ über die Ratio hinaus so wesentlich sind für die Erfassung, das Erkennen, Benennen und Transformieren von Blockaden und hinderlichen Mustern. So kann wirklich persönliche und zwischenmenschliche Veränderungen auf tieferer Ebene passieren.
Die folgenden eineinhalb Jahre dieser Weiterbildung waren für mich weiter intensiv und augenöffnend. Ich lernte mit einer für mich bis dahin eher ungewohnten Leichtigkeit zwei Welten miteinander zu verbinden, die ich bis dahin getrennt gehalten hatte: die beruflich-professionelle Erfahrungen der Unternehmensberaterin aus der Konzern-Welt und meine langjährige persönliche Arbeit mit meiner Innenwelt.
Seit dem erlebe ich meine Coachings auf einer neuen Ebene. Diese ist transnational und transpersonal. Dysfunktionale Muster und Gedanken weichen in einem geschützten Raum und in einer bewussten zwischenmenschlichen Wechselwirkung neuen Mustern und Gedanken, die im heutigen Umfeld viel kraftvoller wirken können und die betroffenen Menschen ihr Potenzial entfalten lassen.
Wie liest sich das für Dich? Abgedreht? Oder selbst schon so etwas erlebt?