In meinem Artikel „Die Chance in der Corona-Krise“ beschrieb ich, dass der Virus trotz viel Leid und Schmerz auch ein Geschenk für uns Menschen sein kann. Er schickt uns nach Hause und lädt uns ein innezuhalten. Er führt uns zu uns selbst zurück, lädt uns ein hinzuschauen und gibt uns Zeit zum ausruhen und herauszufinden, was uns wirklich wichtig ist. In den letzten Wochen führte ich viele Gespräche und konnte viel Hoffnung wahrnehmen. Doch gleichzeitig auch die Angst, dass nach der Krise alles so weiter läuft wie bisher.
Ich möchte gerne diese Gefühle von Hoffnung und Angst aufgreifen. Es scheint im Großen nicht in unserer Macht zu liegen, wie sich die Welt weiterdrehen wird. Das führt die Angst und die Hoffnung tendenziell ins Leere und wir harren der Dinge, die da kommen: Entscheidungen der Politiker oder Arbeitgeber, denen wir uns dann anpassen. Die Gefahr dabei ist jedoch, dass sich vieles von dem wieder seinen Raum einnimmt, was wir eigentlich nicht weiter leben möchten.
Potenziale erkennen
Wenn wir also schon zu Hause sitzen und alles anders ist, dann ist dies ja eine wunderbare Chance für eine ganz individuelle Zäsur. Wenn viele von uns ein Feld der Erneuerung schaffen, dann wird sich die Welt mit uns und durch uns erneuern. Und es wird kein Zurück zum Business-as-Usual mehr geben.
So kann sich jeder von uns zwei Fragen für den eigenen Einflussbereich stellen:
- Was fühlt sich für mich richtig gut an? Was möchte ich weiterführen und noch weiter ausbauen, so dass es in meinem Leben einen noch größeren Raum einnehmen kann?
- Was fühlt sich für mich nicht mehr gut an? Was möchte ich loslassen und nicht mehr in die neue Zeit nach der Krise übernehmen?
Wenn sowieso alles anders ist, der Alltag auf dem Kopf steht und wir gezwungen sind Dinge anders anzugehen als sonst, dann können wir ja in unserer Neuorganisation ganz bewusst und explizit das weiter ausbauen, was uns gut tut. Und wir können uns die Dinge abgewöhnen, die wir nicht (mehr) für gut halten.
Vom Denken ins Handeln
Ich wünsche mir, dass solche Projekte, Initiativen und Unternehmen mehr Raum bekommen, die auf uns Menschen und die Erde nachhaltig und regenerativ wirken. Darunter zähle ich zum Beispiel Sekem in Ägypten oder die Pioneers of Change. Aber auch Unternehmen, die den Menschen in einer Kultur der Wertschätzung ihre Potenzialentfaltung ermöglichen. Ich unterstütze diese tollen Unternehmungen mit Mitwirken oder meinem Konsum als Kundin. So trage ich zum Wachstum von dem bei, was ich sehen möchte in dieser Welt. Wirtschaften bedeutet nicht (mehr) materielles Wachstum über ressourcenbedingte Grenzen hinaus (=Ausbeutung), sondern immaterielles Wachstum: die Verbesserung der Beziehung mit sich selbst, mit anderen Menschen und mit der Erde. Mehr Raum für die Liebe, Geborgenheit und das Miteinander im Alltag. Geld wird an seinen Platz verwiesen: es ist nur noch Mittel zum Zweck und nicht mehr Ziel des Handelns. Beruflich nehme ich noch konsequenter nur noch Aufträge an, die dieses Feld aus Potenzialentfaltung zugunsten eines besseren Miteinanders vergrößern. Und natürlich unterstütze ich weiter Menschen und Organisationen auf ihrem Weg sich selbst und die eigenen Potenziale besser zu erkennen und zu entwickeln.
Parallel lasse ich in meinem Leben auch ganz viel los. Ich trenne mich von alten Socken und Klamotten. Ich habe den Sperrmüll bestellt. Und auch beruflich beende ich Projekte, die für mich nicht mehr passen.
Wie sieht es bei Dir aus?
Einflussbereiche definieren
Die Beantwortung der zwei Fragen oben wird für jeden von uns anders ausfallen. Wir können uns einzelne Lebensbereiche anschauen und in jedem Bereich separat entscheiden, was wir weiterführen möchten und was wir verkleinern oder ganz loslassen. In meinem Artikel „Mein Leben gestalten“ kann man sich ein wunderschön gestaltetes Lebensrad als PDF downloaden und einzelne Lebensbereiche mit diesen zwei Fragen reflektieren.
Ich freue mich über Kommentare zu Deinen Antworten #coronaruf!