Wie entscheidet was – Über meine Buchidee zur inneren Arbeit im professionellen Kontext.

Ich weiß noch nicht, was ich genau schreiben werde, aber ich weiß wie ich es schreiben möchte.

Das erzählte ich meiner Circle-Partnerin und auch Buchautorin Anke von Platen bei einem gemeinsamen Telefon-Spaziergang zwischen München und Hannover. Für mich klang das erst mal nach Nonsense, während dieser Satz aus mir heraus sprudelte. Macht das Sinn mit einem Buch anzufangen ohne genau einen Plan zu haben was drinnen stehen wird?

Doch je mehr ich den Satz wirken ließ, desto mehr beeindruckte er mich.

Das „Wie“ beantwortet mir die Frage nach meinem inneren Zustand, in dem ich das Buch schreiben möchte. Bin ich offen, neugierig und verbunden mit dem, was ich arbeite und schreibe? Bin ich wirklich wirklich mutig genug neue Wege zu gehen? Achte ich wirklich gut auf meine innere Verfassung, mit der ich Dinge angehe? Oder arbeite ich vor allem nur ab? Und ist das nicht sogar das grundsätzliche Thema, welches ich für völlig unterschätzt in den vielen Entwicklungen neuer Formen der Zusammenarbeit halte? Und genau darüber – bzw. daraus – soll das Buch entstehen.

Über die bewusste Einstellung der inneren Instrumente Neugierde, Mitgefühl und Mut hatte ich bereits in einem anderen Blogartikel geschrieben. Auch die Arbeit mit der inneren Verfassung, mit inneren Öffnungs- und Schließungsprozessen und das bewusste Herbeiführen und Einsetzen eines kreativen Zustands hatte ich beschrieben. Diese Themen finde ich gerade in diesen krisenhaften Zeiten so wichtig und aktuell. Innere Ressourcen sind niemals von künstlicher Intelligenz übernehmbar. Und gerade diese entscheiden in einem so hohen Maße über Ergebnisse und positive unternehmerische und gesellschaftliche Entwicklungen.

Wie ist klar, was noch nicht.

Zum ersten Mal formulierte ich meine Buchidee auf diese Weise. Obwohl ich blogge und den ein oder anderen Schreib- und Textauftrag ausübe, zögerte ich mit dem Buch bisher noch. Das Gespräch mit Anke löste in mir den Knoten. Ich muss ja noch gar nicht wissen, was im Buch drin steht. Macht ja auch keinen Sinn, wenn ich mich sonst auch mit der Frage beschäftige: „Wie kommt das Neue in die Welt?“

Ich möchte die/ den Leser:in auf eine gemeinsame Erkundungsreise einladen. Die ursprüngliche Frage von New Work Gründungsvater Frithjof Bergmann war: „Wie will ich wirklich wirklich leben und arbeiten?“

Doch sind die Antworten des Arbeitsalltags oft welche auf andere Fragen, zumeist technisch, mechanistisch und mittelfristig ersetzbar: Welche Tools nutzen wir? Was analysieren wir dafür? Welches Verhalten brauchen wir? Welche Prozesse und Organisationsformen? Die vier Quadranten von Ken Wilber hatte ich ebenfalls bereits an anderer Stelle beschrieben. Deutlich wird mir vor allem, dass es in Unternehmen und sogar privat meist darum geht, darüber nachzudenken und von außen zu analysieren. Die beiden Quadranten der inneren Dimension ziehen den kürzeren, was aus meiner Sicht der Grund für viele misslungene Veränderungs- und Innovationsprozesse ist. Es geht um mehr als planen, funktionieren und abarbeiten.

So rückt für mich das „Wie“ immer weiter in den Vordergrund. Wenn ich im Coaching hin zum Wie und zum inneren Zustand führe, kommen Dinge in Bewegung. Wie willst Du Dich (mehr) fühlen? Wie soll es Dir gehen? Was gibt Dir Energie und Kraft? Wie willst Du Dich beim arbeiten fühlen? Welche Wirkung hast Du in dieser Verfassung auf Deine Kolleg:innen? Welche Arbeitsergebnisse erzielst Du, wenn Du „so“ arbeitest? Wie erinnerst Du Dich an Deinen neuen „Default-Zustand“, wenn es holprig wird? Welche Hirnchemie möchtest Du kultivieren?

Die eigentliche Arbeit findet vor dem Meeting statt,

reflektierte meine Trainerin Christine Wank vom Generative Facilitation Institute. Die Arbeit mit der eigenen inneren Verfassung, das Setzen einer Intention, eine klare Ausrichtung und ein inneres Öffnen wollen gelernt sein.

Für mich ist dieses Feld der Arbeit mit der eigenen inneren Verfassung ein echter Augenöffner. Alles scheint sich zu verändern, wenn ich meinen inneren Zustand verändere. Vor allem das, was am Ende aus dem Prozess/ Coaching/ Meeting/ Workshop/ Buchprojekt (!) entsteht.

Wenn der Kopf so oft mit dem „Was“ überfordert ist, dann lohnt es sich weitere Ressourcen hinzuziehen. In einem schöpferischen Wie kommen mir Antworten – auch Antworten auf das Was – die sonst nicht gekommen wären. Etwas, von dem ich heute noch gar nichts weiß und dass ich heute noch nicht denken kann.

Kreative Prozesse, Innovationsprozesse, Veränderungsprozesse – einzeln oder in der Gruppe – sollen zumeist eben nicht die Fortschreibung der Vergangenheit sein. Ich vermute, dass Albert Einstein’s andere Ebene diese andere innere Verfassung ist. Probleme löse ich nicht auf der gleichen Ebene, auf der sie entstanden sind. Die andere Ebene ist möglicherweise weniger in der äußeren Dimension zu suchen – andere Prozesse oder andere Techniken – sondern in der inneren Dimension. Das Potenzial brummt in der inneren Arbeit.

So mache ich mich nun auf eine Buchautorinnen-Reise und lade Menschen dazu ein mich zu begleiten und ihre (inneren) Erfahrungen über ihr eigenes „Wie“ zu teilen. Die Perspektive des Buches soll die vielen Bücher auf dem Markt über Tools, Prozess- und Organisationsentwicklung aus der äußeren Dimension ergänzen. Die meisten Bücher legen den Fokus auf das Was. Ich finde die inneren Erfahrungen beim Ausprobieren von neuen Prozessen spannend. Sie machen für mich den Unterschied aus. Sie motivieren mich es auch auszuprobieren. Sie zeigen mir, dass ich verletzlich, unwissend und ahnungslos sein darf. Sie zeigen mir, wo die eigentlich interessanten Ressourcen für innovative und kreative Prozesse verborgen sind. Nicht (nur) im Außen in den Techniken, sondern auch im vielschichtigen Innern. Das bringt Lebendigkeit ins Arbeiten. Ohne die innere Dimension sind die tollsten Tools aus meiner Sicht leere Hüllen.

Meine innere Öffnung für einen daher gesagten Satz bringt mich also in ein neues Buchprojekt. Ich weiß, wie ich zuhören und schreiben möchte: mit Neugierde, Mitgefühl und Mut. So und nicht anders. Ich bin gespannt, auf alles was ich lernen und teilen werde im Laufe diesen Jahres. Und ich wünsche mir dabei viele von Euch inspirieren zu können Dinge einfach mal anders anzugehen.

Siehe auch:

Erkennen und benennen – wie wir Rumpelstilzchen in unseren Meetings entmachten. Warum innere Arbeit am Arbeitsplatz so wertvoll ist.

Listening Circles – Öffnen für neue Möglichkeiten. Mit Kopf, Herz und Hand.

Zwischen dem Nicht-mehr und dem Noch-nicht – Warum der Zustand des Nichtwissens so wichtig ist.

1 Gedanken zu “Wie entscheidet was – Über meine Buchidee zur inneren Arbeit im professionellen Kontext.

  1. Anke von Platen

    Liebe Tanja, wie schön, dass dich unser Telefonat so inspiriert hat 🥰 und danke, dass du deine inneren Spannungen und Entdeckungen so transparent machst – ich erkenne mich gerade sehr wieder zwischen diesen Polen „von innen heraus arbeiten und schreiben“ versus „Abarbeiten“. Beim Schreiben gibt es für mich durchaus auch Phasen dieses Abarbeitens, nämlich dann, wenn für mich der rote Faden steht und es „nur“ noch ums Schreiben geht. Das geht für mich viel besser, wenn das Buch eine klare, innere Intention hat (statt ein Muss von Außen zu sein). Bin gespannt, wie deine Reise weiter geht! Liebe Grüße aus Hannover, Anke

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